Kinderrechte stärken und schützen Kinder! Doch nur wenn Kinder ihre Rechte kennen, können sie sich auf sie berufen und Recht erhalten. Aus unserer Beratungstätigkeit wissen wir, dass wenige Kinder ihre wichtigsten Rechte, wie das Recht gehört zu werden, kennen. Gerade in Situationen, in denen wichtige Weichen für ihr Leben gestellt werden, ist die Partizipation ein wichtiges Recht, damit Kinder nicht ohnmächtig an der Seite stehen. Es besteht also ein grosser Nachholbedarf in diesem Bereich! Doch wie vermittelt man erfolgreich und attraktiv diese abstrakte und zuweilen nicht einfache Materie an Kinder?
Kinderrechte in der Tasche
Diese Frage hat sich ein Projektteam der Ostschweizer Fachhochschule und der Pädagogischen Hochschule Luzern (PH Luzern) im Sommer 2020 ebenfalls gestellt und das Projekt «Kinderrechte in der Tasche» ins Leben gerufen. Wir von der Ombudsstelle Kinderrechte Schweiz waren als fachliche und praktische Expert:innen von Beginn an stark involviert und durften dem Projektteam beratend zur Seite stehen. Die zentrale Idee des Projektvorhabens bestand darin, in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Kindern, dem sogenannten Kinderbeirat, eine attraktive Web-Anwendung zu gestalten, die zielgruppengerecht und interaktiv über Kinderrechte informiert und die Kinder gleichzeitig auch bei der Wahrnehmung ihrer Rechte unterstützt.
Für Kinder mit Kindern
Kinder im Alter von 7 bis 13 Jahren waren im Entwicklungsprozess von KIDIMO von Anfang an zentral involviert. Sie haben an Workshops ihre Wünsche und Ideen eingebracht, das Projekt im siebenköpfigen Kinderbeirat begleitet und wichtige Entscheidungen mitgeprägt oder die App in verschiedenen Entwicklungsstadien getestet. Insgesamt waren über 170 Kinder in die Entwicklung der App involviert.
Zusätzlich stehen hinter der App zentrale Organisationen im Kinderrechte-Bereich: Pro Juventute, UNICEF Schweiz und Liechtenstein, Terre des Hommes Suisse, Integras, éducation21, PACH Pflege- und Adoptivkinder Schweiz, Procap und Pro Infirmis. Ergänzend wurden von weiteren Organisationen wie Pro Junior und Kinderschutz Schweiz Materialien für die App bereitgestellt. Finanziell ermöglicht wurde das Projekt von der Paul Schiller Stiftung und dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV).
Nach 2.5 Jahren ist es jetzt so weit. Die Web-Anwendung steht ab sofort unter kidimo.app in den Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch zur Verfügung.
Auf Entdeckungsreise in drei Welten
Zum Start in die Kinderrechte-App KIDIMO gestalten die Kinder ihren eigenen Avatar und geben ihm einen Namen. Mit ihrer Spielfigur tauchen die Kinder dann in die drei Welten der Kinderrechte ein: Die Schutzwelt, die Förderwelt und die Beteiligungswelt.
In jeder Welt wird den Kindern durch Minispiele wie Rätsel, Suchbilder und Quiz-Spiele Wissen vermittelt. Neben den spielerischen Elementen können die Kinder in jeder Welt auch konkrete Szenen aus dem Alltag als Comic, Video oder Bild erkunden, die spezifische Rechte aufzeigen. Es geht beispielsweise um Grundbedürfnisse, um die Rechte eines Kindes in Trennungs- und Scheidungssituationen oder um Möglichkeiten der Mitbestimmung. Und immer wieder wird auf bestehende Hilfeleistungen verwiesen, falls das Kind sich in einer Notsituation befindet oder zusätzliche Informationen benötigt.
Kinderrechte im Lehrplan 21
Die Web-Anwendung wurde so konzipiert, dass sie bestehende Offline-Produkte optimal ergänzt und so auch von Lehrpersonen im Schulunterricht oder von Fachpersonen im Kindesschutz oder in der offenen Arbeit mit Kindern eingesetzt werden kann: «In den Begleitmaterialien für die Schule finden Lehrpersonen einen konkreten Vorschlag, wie sie Kinderrechte mit Hilfe der App in einer Unterrichtseinheit aufgreifen können», erklärt Thomas Kirchschläger, Verantwortlicher für Menschenrechtsbildung an der PH Luzern und Mitglied des Projektteams.
Eine kleine Revolution
Wir von der Ombudsstelle Kinderrechte Schweiz sind begeistert von der Kidimo App. Aus unserer Sicht revolutioniert sie den Umgang mit Kinderrechten in der Schweiz, weil jedes Kind dadurch einfach, verständlich und attraktiv Zugang zu seinen Rechten erhält. Kein Wunder, dass sich auch schon verschiedene Organisationen aus dem Ausland für das Projekt und die App interessieren.
Nun zählen wir auf Ihre Mithilfe: Machen Sie Kinder aus Ihrem privaten und beruflichen Umfeld auf die Kidimo App aufmerksam. Und weisen Sie Lehrpersonen oder Fachkräften im Rechtssystem auf diese neue Möglichkeit zur einfachen und kindgerechten Erklärung der Kinderrechte hin.
Haben Sie Fragen zur App, ein Problem entdeckt oder eine Anregung? Dann können Sie dem KIDIMO-Team direkt schreiben hallo@kidimo.app